April 25, 2018

Haare waschen ohne Shampoo – Nopoo

Haare Waschen ohne Shampoo

Schon immer war ich von meinen Haaren genervt: nach dem Waschen brauchten sie unheimlich lang, um zu trocknen, selbst das föhnen dauerte ewig. Bei jedem kleinen Nieselregen fingen sie stets sofort an zu krisseln. Und natürlich hatte ich mit jeglichen Alltagsproblemchen zu kämpfen: trockene Spitzen, eine überempfindliche, mit Schuppen reagierende Kopfhaut und und und. Alles gestaltete sich nur noch als ein anstrengender Akt.

Im Frühjahr 2016 kam ich an einen Punkt, wo ich meine komplette Haarpflege überdenken wollte. „No poo“ war das Stichwort – Haare nur mit Wasser waschen? Das soll funktionieren? Doch ich hatte ganz schnell die Naturhygiene für mich entdeckt! Ich stolperte von einer Website zur nächsten und lies mich von vielen Erfahrungsberichten und Bildern überzeugen, sodass ich mein eigenes Experiment startete. Und in jeder Hinsicht war ich radikal, Alternativen oder Ausnahmen lies ich gar nicht zu. Mein Mann war sehr skeptisch und hoffte nur, dass ich nicht in wenigen Wochen verfilzte, oder sogar stinkende Haare haben würde.

Der Anfang

Das erste Mal Haare nur mit Wasser waschen gestaltete sich ganz einfach, denn da wussten ich und meine Kopfhaut wahrscheinlich noch nicht so richtig, was auf uns zu kam. Ich hatte zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Gefühl einer wirklichen „Reinigung“, doch zumindest hatte ich auch keine arg fettigen Haare, wie ich es erwartet hatte. In den Erfahrungsberichten hieß es immer: es dauert ungefähr 6 Wochen, bis sich die Kopfhaut komplett umstellt. So nahm ich mir dieses als Ziel und wollte zumindest 6 volle Wochen durchhalten, um dann zu entscheiden, ob ich meine Haarpflege komplett umstellen würde. Ich verzichtete also ab diesem Zeitpunkt auf alles, was nur irgendwie in Plastikflaschen in der Drogerie erhältlich ist: Shampoo, Spülung, Conditioner, Spitzenfluid, Anti-Frizz-Lotion und Hitzeschutzlotion. Diese Produkte landeten in einer großen Tüte und wurden vorerst im Keller verstaut. Haarspray und Schaumfestiger hatte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht benutzt, doch auch diese verbannte ich aus meinem Bad. Für mich war es wichtig, dass ich nicht zufällig in Versuchung komme und sofern ich in eine „Krise“ gerate, das Experiment, wenn schon denn schon, ganz bewusst abbreche.

Im Laufe der 6 Wochen probierte ich viel aus, las regelmäßig im Netz auf verschiedenen Seiten, um nicht zu verzweifeln und doch wieder auf irgendein Shampoo oder andere Produkte zurückzugreifen und machte mich mit allen Tricks vertraut, um nur irgendwie die Zeit zu überstehen.

Haare Waschen ohne Shampoo

Wie funktioniert Shampoo

Die Verwendung von Shampoo ist eine Gewohnheit. Beginnt man einmal damit seine Kopfhaut und die Haare zu „trainieren“, kommt es zum Gewöhnungseffekt. Sampoo reinigt die Kopfhaut und befreit sie von Schmutz, Fett und Bakterien. Dabei muss unser Körper nicht mehr viel leisten. Herkömmliche Shampoos sind gefüllt mit Parfüm-, Farb-, Konservierungs- und vielen weiteren Inhaltsstoffen. Diese gewährleisten eine Reinigung, verleihen einen angenehmen Duft und bringen dazu viele weitere Eigenschaften mit sich wie z.B. dass sie das Haar bei jedem Waschen zusätzlich colorieren oder zunächst samtig weich machen.
Beginnt man einmal mit einem Shampoo, so macht man sich abhängig. Man benutzt es, es reinigt die Haare und sobald die Haare nachfetten, nutzt man es erneut.

Warum fettet die Kopfhaut

Der Körper nutzt die Kopfhaut für die Reinigung und in gewisser Hinsicht auch für die Entgiftung. Wenn die Haare schnell fettig werden oder Schuppen zu sehen sind, kann man davon ausgehen, dass der Körper zu viele Gifte in sich trägt, die er auf irgendeine Weise ausscheiden will. Auf der anderen Seite dient das Sebum, welches aus den Drüsen der Kopfhaut gelangt und als fettiger Film empfunden wird, den Haaren selbst, denn es nährt und schützt sie. Dieses Sebum wird aus den Drüsen in den Haarfollikeln abgegeben. Beginnt man also damit die Haare ohne Schampoo zu waschen, versucht die Kopfhaut dies selbst zu regulieren und schießt erst einmal eine Menge Sebum vor, um sicher zu stellen, dass die Haare nicht austrocknen und ausreichend genährt sind. Man empfindet es zunächst als unangenehm, doch ist dies prinzipiell nur der natürliche Schutz der Haare.

Es gibt zahlreiche Alternativen zum Shampoo, die sich besonders für den Übergang anbieten, oder wenn man nicht ganz auf komplett Wasser umstellen möchte.

Ein echtes Experiment

Mein Experiment war nach 6 Wochen noch lange nicht beendet. Es dauerte sogar eine ganze Weile, bis ich wirklich zufrieden war mit meinem Waschvorgang und auch das Gefühl hatte, dass meine Haare sich angenehm anfühlen. Und auch über die Jahre veränderten sich meine Haare noch, in der Struktur, im Wachstum und auch das Waschprozedere musste ich dann und wann mal anpassen.

Es heißt, dass man ausgehen kann, dass es natürlich einen Einfluss hat wie lang man bereits seine Haare und die Kopfhaut „trainiert“ und geschädigt hat. So bedarf es etwas Zeit bis alles wieder in Balance kommt und sich wieder ein Gleichgewicht eingestellt hat. Doch für mich persönlich hat sich die Mühe sehr gelohnt: Schon seit langem bin ich nun sehr zufrieden mit der Einfachheit der Zitronen-Wasser-Spülung, die ein gründliches Haarekämmen nur ergänzt. Ich spare dadurch wirklich viel Geld! Ich habe viel Platz im Bad und vor allem in meiner Dusche. Und zudem spare ich eine Menge Zeit: zum einen, weil ich in der Drogerie nicht mehr meine ganzen Produkte zusammen suchen oder nach Angeboten Ausschau halten muss und unabhängig bin, und zum anderen, weil meine Haare nach dem Waschen super leicht kämmbar sind und innerhalb kürzester Zeit von selbst durchtrocknen.

Meine Haare sind so schnell trocken!

In der Regel dauert es maximal 2 h bis meine Haare komplett trocken sind nach dem Waschen und ihre natürliche, lockige Form einnehmen. Ich wasche meine Haare nur dann, wenn ich wirklich geschwitzt habe, sonst hätten sie keine Wäsche nötig 🙂 So kommte es auch mal vor, dass ich sie auch mal 2-3 Wochen nicht wasche. Regelmäßig versorge ich meine Spitzen mit etwas Kokosöl, am besten hat sich dies am Abend vor dem Waschen bewährt, sodass sich die Spitzen über Nacht davon gut nähren können.

Was sich verändert hat

Meine Haare sind seither widerstandsfähiger: das merke ich vor allem daran, dass sie bei Regen nicht mehr so schnell krisseln und sich mit Feuchtigkeit vollsaugen und aber auch, weil mir seither insgesamt sichtbar weniger Haare ausfallen.

Naturfriseure

Meine Recherche ergab, dass es schon viele Naturfrisöre gibt, die damit vertraut sind, dass Shampoo und andere Produkte nicht die einzige Lösung sind, um Haare zu waschen. Hier ist es z.B. auch möglich die Haare trocken schneiden zu lassen. Plant man seinen ersten Besuch bei einem Naturfriseur, sollte man dies vorab jedoch auf jeden Fall noch einmal abklären lassen! Dieses war für mich vor allem in den ersten Monaten goldwert, da es mir ein gutes Gefühl gegeben hat, dass es möglich war, absolut selbst zu bestimmen, was mit meinen Haaren passiert, und auf der anderen Seite wurde ich noch darin bestärkt nicht „aufzugeben“. Außerdem habe ich noch den einen oder anderen hilfreichen Tipp bekommen. Später war es für mich jedoch sogar einfacher, praktischer und billiger, meine Haare selbst zu schneiden. Besonders, da ich lange Haare habe und durch die lockige Struktur, fällt es mir nicht sehr schwer die Spitzen regelmäßig zu schneiden.

Fazit

Als Kind habe ich es so beigebracht bekommen, jahrelang waren Shampoo und weitere Produkte für mich unabdingbar, heute kann ich es mir nicht mehr vorstellen noch irgendetwas in der Art zu nutzen. Es ist für mich eine komische Vorstellung etwas zu benutzen, was ich nicht einmal in den Mund nehmen würde. Ganz nach dem Prinzip: was ich nicht essen würde, gehört auch nicht auf meinen Körper 🙂 So fühle ich mich nun wesentlich wohler und freier und es gibt mir ein Gefühl der Unabhängigkeit!

Alles Liebe,

Coco

5 Antworten zu “Haare waschen ohne Shampoo – Nopoo”

  1. Patricia sagt:

    Wow!! Danke für diesen ausführlichen Artikel. Tatsächlich habe ich noch nie von dieser Methode gehört und wieder mal etwas dazu gelernt. Deine Haare sehen wirklich toll aus. Da hat sich das Experiment aber gelohnt!

    Viele liebe Grüße aus den Staaten,
    Patricia

  2. Andrea sagt:

    Toller Beitrag!
    Hat mich nachdenklich gemacht. Ich werde es auch ausprobieren.
    Vielen Dank 😊

    • Coco sagt:

      Awwww, das ist ja ein wunderbares Feedback!! Sobald man da bewusst rangeht und es einfach mal alles überdenkt, ist doch schon viel gewonnen! Bin sehr gespannt auf deine Rückmeldung! Ganz liebe Grüße, Coco

  3. Viktoria sagt:

    Das ist wirklich erstaunlich. Derzeit wasche ich meine Haare noch mit festem, natürlichen Shampoo. Es würde mich aber sehr interessieren, wie sich meine Haare ganz ohne Shampoo verhalten würden. Denn ich habe schon immer sehr gestruggelt, welche Pflege wohl die beste für mich sein könnte (habe Locken und ziemlich anspruchsvolle Haare). Vielleicht ist die beste Pflege aber auch einfach gar keine. Gerade jetzt im Lockdown bietet es sich ja an, das einmal auszuprobieren! 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert